Klaus-Dieter Bausch, der erste “Externe” in der Lithothek
Als wir im Jahr 2000 mit dem Aufbau unserer Lithothek begannen, da dachten wir natürlich in erster Linie an die Mitglieder unserer Arbeitsgruppe und deren Sammlungen. Wir waren aber immer auch offen für Freunde, die unserer Gruppe nicht angehörten. Deswegen hatten wir im Jahr 2008 auch kein Verständnis für das Argument der Vorstandschaft der Münchener Mineralienfreunde gegen die Gründung des Lithothekvereins, es könnten sich dann ja auch Leute an der Lithothek beteiligen, die dem Verein gar nicht angehören. Außerdem war es zu diesem Zeitpunkt auch schon zu spät, die Beteiligung an der Lithothek auf Mitglieder irgendeines Vereins zu beschränken. Dank der Zusammenarbeit mit dem Mineralienatlas war unser Vorhaben schon längst national und international bekannt geworden. Und darüber waren wir sehr froh.
Der erste “Externe”, der sich in größerem Umfang an der Lithothek beteiligte, war Klaus-Dieter Bausch. Er war ein in Mülheim an der Ruhr wohnender IT-Spezialist und Unternehmensberater. Sein Sammlungsansatz war ein ganz besonderer: Man fand ihn kaum einmal an einer Fundstelle, häufiger dagegen auf Börsen, wo er bezahlbare Stufen guter Qualität kaufte und tauschte. Bezahlbar waren auch früher schon vor allem Kleinstufen und Micromounts. Klaus-Dieter Bausch war fasziniert von der mathematischen Klarheit des Aufbaus von Kristallen, von ihrer Ästhetik und Farbenpracht. Ihm ging es vor allem darum, die Schönheit dieser kleinen Wunderwerke der Natur im Photo einzufangen, wobei zu seiner Zeit, d.h. vor allem in den 90-er Jahren des vorigen Jahrhunderts, noch “ganz normal” photographiert wurde, die heute übliche Schichtphotographie und das Stacking waren nicht bekannt, die Bildbearbeitung am Computer steckte noch in den Kinderschuhen.
Klaus-Dieter Bausch wurde über den Mineralienatlas auf die Lithothek aufmerksam und war von dieser Idee begeistert. Im Jahr 2005 kam er nach München, um uns einen Teil seiner Stufen samt der dazugehörigen Photos persönlich zu überbringen. Den Rest seiner Sammlung wollte er erst photographieren, um sie uns danach zu übergeben. Es kam nie zu einer zweiten persönlichen Begegnung. Wir blieben aber in regelmäßigem telefonischem oder schriftlichem Kontakt.
Aus heutiger Sicht denken wir, daß er damals schon von seiner schweren Krankheit wußte. Er war ein ‑wie er sich selbst nannte- Ordnungswahnsinniger, der seine Dinge geregelt haben wollte. Die Übergabe seiner Sammlung an die Lithothek hatte wohl auch damit zu tun, diesen Aspekt seines Lebens zu regeln, so lange er dazu noch in der Lage war. Mitte des Jahres 2007 erhielten wir ein Paket mit weiteren Teilen seiner Sammlung.
Einen Tag vor Weihnachten 2007 erhielten wir einen Anruf. Er lag in einem Hospiz und verabschiedete sich von uns . Der Anruf kostete ihn sehr viel Kraft. Er verstart am 26.12.2007 im Alter von 61 Jahren. Kurz nach seinem Tod besuchte ich seine Witwe in Mülheim. Bei dieser Gelegenheit bestand sie darauf, dass ich die restlichen Mineralien zur Übernahme in die Lithothek mitnahm.
In unserer Lithothek ist Klaus-Dieter Bausch mit 650 Stufen vertreten. Viele davon sind auch photographisch dokumentiert, und zwar von ihm selbst. Über 250 seiner Stufen haben wir per Photo auch in den Mineralienatlas eingestellt. Einige Photos seiner Lieblingsmineralien zeigen wir hier in diesem Kurzbericht. Wir haben uns dabei auf die Darstellung von Elementen konzentriert. Alle Stufen entstammen seiner Sammlung und sind von ihm selbst photographiert. Alle anderen Bilder sowie ein von ihm selbst verfaßter Sammlersteckbrief kann im Mineralienatlas nach-gelesen werden.
- Erzählt von Dr. Manfred Seitz